Wie sah das Gesicht der ägyptischen Mumie Tha-Scherit-en-Imen in Wirklichkeit aus?

Wie sah das Gesicht der ägyptischen Mumie Tha-Scherit-en-Imen in Wirklichkeit aus?

In meiner Maturitätsarbeit habe ich mit Hilfe einer forensischen Rekonstruktion ein Modell des Gesichts einer Mumie erstellt.

Nach einem Besuch im Naturhistorischen Museum Basel und dem Kulturama in Zürich war ich von den Gesichtsrekonstruktionen der ausgestellten Urmenschen fasziniert. Spezifisch war ich von der Gesichtsbildung eines Neandertalers gefesselt. Wie es möglich war, dieses Gesicht nachzubilden, ohne exakte Vorlagen und ohne zu wissen, wie dieser Mensch damals aussah, fand ich äusserst spannend. Mit nur einem Schädel als Basisinformation entstand ein lebensechtes Gesicht.

Vor allem die Kriminalistik hat die Methoden der Gesichtswiederherstellung vorangetrieben. Die Paläontologie nutzt dieses Wissen, um die Wissenslücke über das Aussehen einer Mumie aufzufüllen. Beide Wissenschaften finde ich äusserst spannend. Auf der Suche nach externen Fachpersonen, die mich bei meiner Arbeit unterstützen würden, nahm ich den Kontakt zur Direktorin des Kulturamas auf, denn das Kulturama verfolgte ein

Projekt mit einer Mumie. In diesem Zusammenhang machte man mich mit dem Leiter der Paläopathologie und Mumienstudiengruppe der Universität Zürich bekannt. Er offerierte mir die Möglichkeit, im Rahmen einer Studie an einer altägyptischen Mumie solch eine Gesichtsrekonstruktion durchzuführen. Die Mumie werde schliesslich im Kulturama Zürich ausgestellt. Die Aussicht auf dieses Projekt übertraf alle meine Erwartungen.

Die Mumie namens Tha-Scherit-en-Imen kommt ursprünglich aus Altägypten und kam 1887 aus Kairo in die Schweiz. Die Mumienhülle entstand zwischen 824-780 vor Christus. Tha-Scherit-en-Imen wurde anhand der im Schoss gefalteten Hände und der Schädelform als Frau identifiziert. Nach Analyse des Gebisses verstarb sie im Alter von 27-35 Jahren.

Mein Ziel war es, mit einer wissenschaftlich etablierten Methode ein möglichst lebensechtes Gesicht zu formen. Die forensische Gesichtsrekonstruktion hat den Zweck, durch Nachbildung der Gesichtszüge eine Identifizierung verwester oder skelettierter menschlicher Schädel zu ermöglichen. Dabei spielt die Rekonstruktion der Gesichtsmuskulatur eine wichtige Rolle.

Ich habe die plastische Manchester-Methode verwendet. Sie ist die meistverwendete Methode und erzielt die besten Ergebnisse. Ein Hauptaspekt diktiert die Bestimmung der Gesichtsstruktur. Es ist die ethnische Herkunft, die die Schädelform und damit die Basis festlegt. Die Ethnizität bestimmt auch die Gewebsdicken. Ebenso bestimmen, stark prägend, alle knorpligen Elemente wie Nase und Ohren, die am Schädel nicht mehr sichtbar sind, das Aussehen.

Mit Hilfe der forensischen Gesichtspunkte kann die Muskulatur, deren Dicke mit Hilfe von Stäbchen festlegt wurde, modelliert werden. Die Muskulatur wird Schritt für Schritt nach einer Anleitung mit einer bestimmten Knete (Clay) geformt und auf den erstellten 3D-Druck des Schädels aufgetragen. Für die durchschnittliche Gewebsdicke wurde eine spezifische Tabelle der entsprechenden Ehtnik konsultiert. Die Anatomie der Gesichtsmuskulatur muss möglichst genau stimmen, denn jede kleine Abweichung und jeder Fehler wären im Endprodukt bezüglich der Gesichtsproportionen deutlich sichtbar.

Das Endprodukt zeigt das Gesicht einer Frau. Man erkennt die prominente Nase, welche typisch für die Altägypter war. Anhand der Schädelanatomie nimmt man zu Beginn an, dass die Frau aufgrund ihrer Herkunft sehr filigran war. In der vollendeten Rekonstruktion wirkt sie jedoch ein wenig grober und männlicher.

Ob die Nachbildung der echten Person präzise so ausgesehen hat, kann natürlich nicht überprüft werden, denn es ist weder ein Bild noch eine andere Rekonstruktion von ihr vorhanden, mit dem sie verglichen werden kann.

Das Modellieren bereitete mir viel Freude. Ein kräftiger Triebmotor war dabei, dass ich kaum erwarten konnte, wie die fertige Gesichtsrekonstruktion aussehen würde. Durch die grandiose Unterstützung verschiedener Fachleute wurde ich zusätzlich motiviert. Abschliessend kann ich sagen, dass sich die Arbeit trotz grossem Aufwand gelohnt hat. Dass die Modellierung schlussendlich in einem Museum ausgestellt wird, motivierte mich zusätzlich, die Arbeit noch sorgfältiger zu machen.

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